Menschen die auf dem ersten Blick „nicht Deutsch aussehen“, werden oftmals bei ihrer ersten Begegnung mit Fremden mit merkwürdigen Fragen oder Aussagen konfrontiert. Hier sind ein paar „Sahnestückchen“ womit ich persönlich täglich konfrontiert werde und im Bekanntenkreis mitbekomme, die mich mittlerweile total nerven:
1. „Sie sprechen ohne Akzent Deutsch?“
Mein erster Gedanke: Soll ich nicht stolz darauf sein, das ich eine Sprache des Landes beherrsche, in dem ich lebe? Außerdem gibt es auch in Deutschland verschiedene Dialekte. An denen erkennt man meistens schnell, aus welchem Landesteil jemand stammt, und „Deutsch“ ist nicht gleich „Deutsch“, man wird also in Deutschland auch als Deutscher nicht überall gleich gut verstanden. Die Sprache der Medien ist Hochdeutsch und allgemein verständlich. Ein Kompliment ist diese Aussage nicht, Dankeschön.
2. „Sind Sie zur Schule gegangen?”
Meine Reaktion: In Deutschland herrscht Schulpflicht, deshalb verstehe ich diese Aussage nicht. Wieso also sollte ich nicht zur Schule gegangen sein? Weil ich fremdländisch aussehe? Gehen Ausländer in ihren Heimatländern nicht zur Schule? Und wenn sie hier leben – Müssen ausländische Kinder hier etwa nicht die Schulbank drücken?
3. „Sind Ihre beiden Eltern dunkelhäutig?”
Stöhn. Spielt das denn bei der ersten Begegnung eine Rolle? Ich habe Eltern, die noch leben, das ist für mich wichtig. Ach übrigens, liebe biodeutsche (weiße?) Fragesteller: Sind Ihre beiden Elternteile weiß?
Kennen Sie vielleicht die ziemlich aktuellen Untersuchungen in den USA darüber, wer da alles so in der Ahnenreihe von hellhäutigen Personen auftauchen kann…? Man mag es kaum glauben.
4. „Wann gehen Sie zurück in Ihre Heimat?”
Gar nicht. Ich bin doch schon in meiner Heimat-
5. „Gefällt es Ihnen gut in unserem Land?”
Ja, Ihnen auch?
6. „Hier ist es besser als in Ihrem Land oder?”
Von welchem Land sprechen Sie überhaupt? Das hier ist auch mein Land. Möglicherweise kam ich mit meinen Eltern. aus dem Ausland nach Deutschland, aber womöglich wurde ich auch hier geboren. Erstaunlich – woher wollen Sie wissen, dass ich nicht in Deutschland geboren wurde? Habe ich noch ein Herstellungsetikett „Made in…“ auf der Stirn kleben?
7. „Sieht Ihr Partner aus wie Sie?”
Ist es nicht erst einmal wichtig, dass man seinen Partner oder seine Partnerin gefunden hat? Was spielt die Hautfarbe dabei für eine Rolle?
8. „Woher aus Afrika kommen Sie?”
Nicht jeder der dunkelhäutig ist, kommt aus Afrika. Oder sind alle Weißen auf dieser Welt Deutsche?
9. „Verstehen Sie, was die Schwarzen in ihren Heimatsprachen sagen?“
Nein! Warum sollte ich das wissen? Es gibt Tausende verschiedene Sprachen auf dem afrikanischen Kontinent. Verstehen Sie etwa Französisch, Niederländisch oder eine andere beliebige europäische Sprache mit deren unterschiedlichen Dialekten, nur weil Sie ein Weißer sind und so aussehen wie viele andere Europäer?
10. „Wenn Sie Kinder haben sollten, welche Sprache werden Sie Ihnen beibringen?”
Die Sprache, die ich am besten beherrsche. Doch das können Sie ruhig mir überlassen, welche Sprache ich meinen Kindern beibringen würde.
12. „Wie lange bist du Hier? Ich meine in Deutschland mit deinen Eltern?“
Schon eine ganze Weile. Wieso?
13 .„Fühlen Sie sich eigentlich Deutsch?”
Wie soll ich mich denn als Deutsche fühlen? Wie fühlt man „deutsch“? Oder meinen Sie den Schauer, der einem den Rücken hinunter läuft, wenn man die Schwarz-Rot-Goldene Fahne sieht und die Nationalhymne hört? Eventuell aber auch Stolz wegen des Holocausts? Oder sollte ich vielleicht nicht doch besser Scham verspüren, weil ich mich Deutsch fühle. Oder mich als Teil der deutschen Gesellschaft sehe?
Mir ist es einfach wichtig, meine Meinung über solchen offensichtlichen Schwachsinn zu äußern. Das ist für mich übrigens eine Grundlage für Gelassenheit. Mittlerweile versuche ich ernsthaft, mich nicht mehr darüber zu ärgern. Mit dem Hintergrund das ich noch eine Weile in Deutschland leben will. Falls derartige Fragen keine böswillige Absicht sind, sprechen sie weder für den Bildungsstand der einheimischen Bevölkerung noch für das deutsche Bildungssystem und dessen Inhalte, und auch nicht für die Offenheit für etwas Neues.
Noomi