Der Schlüssel: Deutschland ist keine homogene Gesellschaft

Am 26.05.18 fand im Rahmen des Musikfestival „Sounds of Africa“ in der Philharmonie Essen die Abschlusskonferenz des dreijährigen Projektes „Dialog mit Afrika“ statt. Das Motto der Konferenz war: „Aufnahmegesellschaft und afrikanische Länder im Dialog. Vielfalt leben – respektieren und kooperieren.“ Oberbürgermeister Thomas Kufen hielt eine Begrüßungsrede. Hierbei wurden evaluiert, ob folgende Ziele umgesetzt werden konnten:

  • Die Förderung der Vernetzung afrikanischer Migrantenorganisationen mit dem Jugendamt
  • Die Stärkung afrikanischer Migrantenorganisationen in ihrer Arbeit
  • Der Ausbau der Vernetzung der afrikanischen Migrantenorganisationen untereinander.

Bunmi Bolaji als interkultureller Promoter des Eine-Welt-Netzes NRW hielt ebenfalls einen Vortrag zu diesem Thema. Auch sein Fazit war: Es ist wichtig, in Deutschland in vielfältiger Art und Weise zu leben, einander zu respektieren und sich gegenseitig zu tolerieren. Jeder hat seine eigene Vorstellung davon, wie er oder sie sich in der gegenwärtigen Gesellschaft positionieren möchte. Andere sich davon unterscheidende Sicht- und Lebensweisen sollten jedoch nicht unreflektiert als Gefahr angesehen, sondern eher als Herausforderung und Chance genutzt werden.

In der Podiumdiskussion, an der ich (Noomi) teilnahm, setzte man sich mit den damit zusammenhängenden Fragen auseinander. Eine davon war: Woran liegt es, dass die Begriffe Viefalt und Integration in Deutschland immer mehr an Bedeutung gewinnen? Alles begann in den Augen der Öffentlichkeit im September 2015 mit der „Flüchtlingswelle“ und der immer weiter steigenden unkontrollierten Zuwanderung, auf die Deutschland selbst nach aktuellen Äusserungen führender Politiker in keinster Weise vorbereitet war. Dadurch war die Gefahr gross, dass es zwischen den Neuankömmlingen und den Mitgliedern der bestehenden Aufnahmegesellschaft (auch denen, die selbst einen Migrationshintergrund haben) aufgrund bestehender Vorurteile, Missverständnissen und Ängsten, die aus den daraus resultierenden Spannungen und Konflikten kommen konnte. Man möchte sich dem herrschenden Idealbild der hier lebenden Gesellschaft anpassen (welches stark durch die Medien der westlichen Konsumwelt vorgegeben wird, wie z. B blonde Haare, schlanker Körperbau und helle („weisse“) Haut). Für Jemanden, dessen Vorfahren selbst aus dem Ausland stammen, kann dies jedoch in letzter Konsequenz zu extremen Problemen mit dem eigenen Selbstwertgefühl führen, ganz besonders auch im jugendlichen Alter. Anspruch und Wirklichkeit klaffen somit oft unüberbrückbar auseinander, anders als beispielsweise bei der persönlichen Lebensführung wie dem Verhalten anderen Menschen gegenüber oder dem Umgang mit neuen, ungewohnten Situationen kann man gewisse Dinge einfach nicht verändern (siehe Hautfarbe). Das heisst, falls man es aus irgendwelchen Gründen nicht schafft, sich der neuen Umgebung anzupassen oder gewisse Dinge „einfach“ hinzunehmen, können schwere psychische Schäden wie Traumata, Angststörungen, Drogenmissbrauch bis hin zur totalen Resignation auftreten – falls man nicht sogar ganz daran zerbricht. Bestehender Rassismus in der Aufnahmegesellschaft täte ein Übriges. Auf der anderen Seite würde aktiver Widerstand gegen Rassismus und Intoleranz nicht nur zu weiterer Ausgrenzung, Kriminalisierung und Gefahr für Leib und Leben führen, falls man über keine vertrauens- und verständnisvolle Basis von Unterstützungsmechanismen verfügt. Nein, man gerät dadurch erst recht in Gefahr, sich zum gesellschaftlichen Aussenseiter zu machen, da man ja nun nicht nur sowieso Jemand, „der hier nicht hinpasst“ ist, sondern sogar als „gefährlich“ oder als „Feind“ angesehen würde – was wiederum bestehende Vorurteile bestärkt.

Die Erkenntnis aus der Veranstaltung und der Podiumsdiskussion sieht also so aus: Der gegenseitige Austausch und die Offenheit gegenüber Neuem ist für Deutschland wichtig und eine Bereicherung. Deutschland ist keine homogene Gesellschaft und war es in der Vergangenheit auch nie. Kulturelle Vielfalt und natürliche Unterschiede zwischen allen Menschen sollten akzeptiert werden (können), denn dies ermöglicht den Abbau vieler auch künstlich erschaffener Hürden, was wiederum zu einem grösseren Verständnis zwischen allen Menschen führt und somit zu mehr Harmonie und (hoffentlich) zu mehr Frieden hierzulande und in der Welt.

Noomi

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