Die Gesellschaftsordnung bzw. der Rechtsstaat in Deutschland basieren kulturell noch auf der ideellen Grundlage der heiligen Schrift des Christentums. Im Rahmen der darauf fußenden sogenannten westlichen Zivilisation zählen auch Demokratie, Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit zu deren Errungenschaften. Auch in der Bundesrepublik Deutschland gilt der christliche Glaube noch als eine der offiziellen Säulen der deutschen Kultur. Nach dem Artikel 7 (Gleichheit vor dem Gesetz) der UN-Menschenrechtscharta sind alle Menschen vor dem Gesetz gleich und haben ohne Unterschied Anspruch auf dieselbe Fürsorge und denselben Schutz. Niemand darf diskriminiert werden, kommt es dennoch dazu, ist vorgesehen, den oder die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Soweit die Theorie.
Ich bin entsetzt über das Menschenbild der nationalkonservativen und extremistischen Partei AFD. Deren Vertreter legen oft rassistische Kommentare an den Tag, und das öffentlich. Noch wichtiger – die Partei verletzt dadurch auch die Vorgaben der international gültigen UN-Menschenrechtscharta.
Zurzeit hat es allerdings für mich nicht den Anschein, dass die AFD sich von ihrem rechtextremistischen Image distanzieren will. Sie befürwortet etwa die Einführung eines Einwanderungsgesetzes nach kanadischen Muster[i]. Soll heißen, Zuwanderung wäre ohne Ausnahme ausschließlich speziell ausgebildeten Menschen gestattet, die bei tatsächlich bestehendem Fachkräftemangel in Deutschland auch die entsprechenden schulischen und beruflichen Qualifikationen sowie eine entsprechende feste Jobzusage eines Unternehmens vorweisen können.
Die Afd radikalisiert sich immer mehr. Ihr Parteivorsitzender Alexander Gauland wollte beispielsweise Aydan Saliha Özoguz (ehemals Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration) schon „in Anatolien entsorgen. “[ii]
Im AfD-Programm für die Bundestagswahl steht auch, dass es Politikziel sei, schulpflichtige Asylbewerber wieder auf die Rückkehr in Ihrer Heimatländer vorzubereiten. Langfristig gesehen sollen einheimische Schüler nicht über eine längere Zeit gemeinsam mit Asylantenkindern unterrichtet werden, da die bisherige Vorgehensweise die Lernfortschritte der Schüler ohne Migrationshintergrund behindern könnte. Komischerweise ist für die Afd Bildung sehr wichtig, doch Bildung an sich bedeutet auch, die menschlichen Eigenheiten zu berücksichtigen.
Deutschland wird sich immer mehr verändern. Es wird eine multikulturelle Gesellschaft. Die Afd jedoch plädiert dafür, dass die gemeinsame Sprache Deutsch, die eigene deutsche Kultur, die gemeinsame deutsche Geschichte und der gemeinschaftliche christliche Glaube in Deutschland für alle verbindlich sein sollen. Alles Übrige hätte, wenn überhaupt, nur noch den Stellenwert einer lästigen, jedoch gesellschaftlich völlig unwichtigen Randerscheinung, die man am besten doch gleich ganz loswerden müsse, um den „Volkscharakter nicht zu verwässern/zu vergiften/zu eliminieren“, was auch immer. Was ist denn das für ein Menschenbild?
Bei anderen Parteien ist die Nächstenliebe zwar durchaus auch noch entwicklungsfähig (wie für die Gestaltung der Politik im Allgemeinen), aber bisher kenne ich in Deutschland noch keine Partei, ausser der NPD, die derart extremistische Züge wie die Afd aufweist.
So und nochmal auf meine Frage zurück zu kommen:
Passen Afd und Nächstenliebe zusammen?
Für mich persönlich nicht. Nächstenliebe ist eher eine wertvolle moralisch-ethische Eigenschaft und zeigt sich praktisch im tätigen menschlichen Miteinander – oder eben nicht. Ist es also Menschenliebe, wenn man kulturelle Grenzen setzt, bzw. Kulturen anderer aktiv herabsetzt oder auch dies auch nur duldend hinnimmt?
Noomi
[i] https://correctiv.org/faktencheck/hintergrund/2017/09/07/vorbild-kanada
[ii] Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH 17.05.2018