Global Adventures Inc.

Eine  Science Fiction-Kurzgeschichte

Die Splitter der Wirklichkeit

„Wollen Sie mal ’ne richtig gute Verschwörungstheorie lesen? Na, dann schlagen Sie doch einfach Ihre Tageszeitung auf.“ ((US-Präsident Jesse Ventura bei seiner Vereidigung 2016))

„Überall im Land kommt es zu sogenannten Tea Parties. Auf diesen werden wirkliche oder auch nur vermutete Mitglieder der ultrakonservativen Tea Party-Bewegung von Vermummten gezwungen, bis zum Exitus heißen Tee zu sich zu nehmen. Und das Beste daran: Sie dürfen sich die Geschmacksrichtung sogar selbst aussuchen…

Die Hintermänner dieses bizarren Rituales sind bisher unbekannt. Unserem Sender liegen mehrere anonyme Videos vor. Die Regierung weist jede Mitverantwortung daran von sich. Bisher ist es ihr bei der Ahndung dieser Taten jedoch trotzdem noch nicht gelungen, mehr als nur Achtungserfolge zu erzielen. Ich bin Mincy Clark für FNN.“

***

UN-Truppen kämpfen an vielen Krisenherden dieser Welt. Neu daran ist, das sie nun endlich unterschiedslos gegen alle bewaffneten – und ich meine wirklich alle! – Kombattanten vorgehen, ohne Ansehen der Ethnie, Hautfarbe, Religion, Nationalität, Ideologie, der Finanzkraft oder der Parteizugehörigkeit. Auch die militärische Stärke und technische Ausrüstung des Gegners spielt keine besondere Rolle mehr. Uno-Generalsekretär Thomas Sankara hat seit seiner Berufung jegliche Bevorzugung strikt verboten und Parteilichkeit in Konflikten per Dekret zum Schwerverbrechen erklärt.“

„Von nun an gilt der unwiderrufliche Generalbefehl Schwerter zu Pflugscharen!“ meinte er auf seiner ersten Ansprache während der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York. „Wer dagegen verstößt, wird innerhalb der Organisation zukünftig verdammt wenig Spaß haben, das garantiere ich! Glauben Sie mir, meine Damen und Herren, wer sich unter diesen Umständen von nun an für den Dienst bei der Uno entscheidet, ist aber sehr viel tapferer und patriotischer, als wenn er sich wie John Rambo mit massig Adrenalin im Blut in den nächsten Kampf stürzt. Ich wünsche mir für uns alle eine Menschheit, die mit geschultem Geist, neugierig und offenen Armen anstatt mit gefüllten Magazinen und durch geladenen Waffen ins Universum aufbricht,“ fügte er hinzu.

***

Die Aktionen der Kritiker der Regierung Ventura kommentierte Bronco Herbst, Senator von Wyoming, mit der selbstironischen Bemerkung: „Ich hab‘ schon Pferde kotzen sehen.“

***

„Seit der ehemalige Gouverneur von Minnesota, Jesse Ventura (er hatte dieses Amt von 1999 – 2003 inne), im Jahre 2016 zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt wurde, hat sich die weltpolitische Lage, auch in Bezug auf soziale und sonstige Konfliktstoffe, ohne Zweifel erheblich beruhigt. Wer jetzt noch auf militärische Abenteuer aus ist, überlegt sich das inzwischen zweimal. Denn die Vereinten Nationen haben unter ihrem neuen afrikanischen Generalsekretär, der den Namen seines Idols Thomas Sankara angenommen hat, endlich wieder die Rolle eingenommen, die ihnen eigentlich bei ihrer Gründung bestimmt war. Das Schlagwort von der Entstehung der Neuen Weltordnung, bisher ein von der Bevölkerungsmehrheit eher nicht ganz ernst genommener Alptraum unzähliger Verschwörungstheoretiker, hat seine Bedeutung gewandelt: Und zwar hin zum Wohle der gesamten Spezies und des Planeten anstelle lediglich dem einer zahlenmäßig überschaubaren Macht- und Geldelite mit zutiefst unmenschlichen Plänen.“

***

„Thomas Sankara ist ähnlich jung wie sein ermordeter Namensgeber. Er übernahm dessen Namen aus Respekt vor der Persönlichkeit des damaligen Soldaten-Staatspräsidenten der westafrikanischen Nation Obervolta, des heutigen Burkina Fasos. Ursprünglich selbst durch einen Militärputsch in seinem Heimatland an die Macht gekommen, machte sich der reale Thomas Sankara damals durch seine eher linksgerichteten Ansichten viele Feinde und musste für seinen Versuch, eine Herrschaft mit menschlichem Antlitz zu etablieren, mit seinem Leben bezahlen. Der junge Staatslenker ist jedoch noch heute unvergessen und in vielen Herzen zuhause. Unser heutiger Sankara wurde von dessen Politik und seinem Mut zutiefst geprägt. Mit seinen eindringlichen Worten im Big Apple erntete Sankara viel Applaus. Hoffen wir, dass sein Appell etwas bewirkt. Winnie Nguenge, Fox News.“

***

„Präsident Jesse Ventura, der amerikanische Kongress sowie die Mitglieder des Senats entschuldigten sich im Namen der meisten Mitglieder des amerikanischen Volkes in einer globalen Liveübertragung in aller Form für die Auslösung und Führung des sogenannten Krieges gegen den Terror. Sie übernahmen damit die Verantwortung für die Verbrechen ihrer Vorgängerregierungen seit dem Inside Job vom 11. September 2001 in New York. Zudem wurden allen Opfern sowie deren Angehörigen und Hinterbliebenen möglichst rasche und angemessene Entschädigungen in Aussicht gestellt.

Auf Antrag des Repräsentantenhauses bereitet der Internationale Gerichtshof in Den Haag außerdem eine entsprechende Anklage gegen die ehemaligen Mitglieder der Bush-Regierungen vor. Deren Punkte lauten unter anderem auf Vorbereitung eines globalen Genozids in Tateinheit mit Testunternehmen für einen globalen Völkermord, absichtliche Verbreitung von tödlichen Krankheiten und unfruchtbarer Nahrungspflanzen, Führung von illegalen Angriffskriegen, Kriegsverbrechen und die Planung und Errichtung eines repressiven Polizeistaates auf dem Boden der USA. Es wird gemunkelt, dass sich die Verteidigungsministerin persönlich auf eine entsprechende Rundreise begeben will, um die Rebellen doch noch zum Einlenken bewegen zu wollen. Ministerin Deveraux ist im Besitz aller nötigen Vollmachten.“

Ich bete dafür, dass diese Fanatiker keinen neuen Bürgerkrieg auslösen werden… ließ sie wissen. Machthunger, Rassismus, Verblendung und Arroganz waren schon immer schlechte politische Ratgeber.“

***

Wir alle können angeberisch, verlogen, heuchlerisch, ängstlich, ungeduldig, engstirnig, hasserfüllt, brutal, kurzsichtig, egoistisch und rachedurstig sein – das ist zwar nicht in Ordnung, aber zutiefst menschlich. In jeder Kultur jedes Zeitalters kennt und kannte man diese Verhaltensweisen. Doch die Menschheit gibt es immer noch, obwohl ihre Mitglieder während der Jahrtausende ihrer Geschichte eher oft den Eindruck von gemeingefährlichen Irren machten. Es gibt sie noch, weil daneben auch immer wieder genug andere Menschen existierten, mit anderem Charakter, anderen Ansichten, anderen Werten, anderen Moralvorstellungen, mit großen Herzen, Mitleid, Mitgefühl, Altruismus und voller Hoffnung. Es gab und gibt nie nur ausschließlich von Pessimismus, Hass, Angst, Verbitterung und Sinnlosigkeit gepeinigte Leute. Aber seien wir doch ehrlich: Was ist mit einem Verhalten gewonnen, für das wir uns schämen müssten? Wie können wir unseren Kindern eigentlich ruhigen Gewissens in die Augen schauen und ihnen im Brustton der Überzeugung sagen, dass sie sich an uns ein Beispiel nehmen sollen? Nur, weil wir erwachsen sind und sie die unerfahrenen, unreifen Kinder? Weil wir die Weisheit mit dem Schaumlöffel gefressen haben? Nein, danke, das kann es nicht sein. Wir dürfen selbst einfach nicht so verrohen wie diejenigen, die wir verurteilen. Ungebildet zu sein ist keine Schande, beileibe nicht. Das behaupten immer nur diejenigen, die genug Macht, Geld und Einfluss besitzen, um sich eine umfassende, tiefergehende Bildung zu erkaufen. Sie brauchen Dumme. Sie lieben Dumme. Es ist eine Propaganda, die uns entzweien soll, damit man uns besser kontrollieren, beherrschen und manipulieren kann. Meine Güte, und das frecherweise auch noch, ohne dass wir daraus persönlichen Profit schlagen können! Im heutigen Zeitalter des blanken Egoismus und der Machtgier ist das schon Realsatire vom Feinsten… Bereits die antiken Römer meinten dazu: Divide et impera. Das bedeutet: Teile und herrsche. Also noch einmal: Dummheit ist nur allzu menschlich. Eine Schande ist es aber, zu wissen, dass man lernen könnte, aus eigenem Antrieb oder auch mit Hilfe anderer Menschen, jedoch nichts dagegen unternehmen will. Viele Menschen auf der Welt sind gläubig und fürchten sich davor, für echte oder vermeintliche Sünden in die Hölle zu kommen. Gleichzeitig schauen sie sich um und gewinnen den Eindruck, dass sie schon längst drin seien. Wollen wir das wirklich?“

Rede des neuen UN-Generalsekretärs Thomas Sankara

Dietmar Doering

 

Doppelmoral

Immer häufiger begegnet uns eine Problematik, die wir als postkoloniale Ausbeutung oder ungerechte, von Fall zu Fall möglicherweise sogar illegale Bereicherung bezeichnen. Mittlerweile gibt es diverse Organisationen, welche sich demonstrativ als weltoffen bezeichnen und es sich zur Aufgabe gemacht haben, der Schwarzen Community zu helfen, um sie besser in Deutschland zu integrieren. Auch werden unter diesen Deckmantel antirassistische Projekte konzipiert, wofür sie dann finanzielle Unterstützung vom Land oder vom Bund erhalten. Nur – wie sieht diese Form der Hilfe aus? Wer führt sie durch? Und von wem genau wird sie angeboten? Vor allem: Was wird damit tatsächlich bezweckt?

Als schwarze Menschen, welche sich nicht nur privat, sondern auch öffentlich engagieren und innerhalb dieser Strukturen bewegen, kategorisieren wir die Formen der Hilfe in:

 

  1. A) Ernst gemeinte Hilfe:

 

– Ein Angebot, welches von Schwarzen selbst oder in Kooperation mit nichtschwarzen Menschen initiiert wird und bei dem auf allen Ebenen Hand in Hand gearbeitet wird.

Die Offenlegung der Finanzierung und Budgetierung wird von Anfang bis zum Ende von beiden Gruppierungen festgelegt und getragen und auf gleicher Augenhöhe kommuniziert.

Faire Bezahlung sowie Mitgestaltung wie auch Mithaftung durch alle Beteiligten sind gegeben.

 

  1. B) Scheinhilfe:

 

Projekte werden von Weißen für Afrikaner gestaltet. Merkmale:

– Einbeziehung der rassifizierten Gruppe ohne deren tatsächlicheBeteiligung an der Gestaltung und Durchführung des Projektes, lediglich deren formale (Alibi-)Präsenz zählt.

– Es besteht ein Abhängigkeitsverhältnis beruflicher, sozialer oder privater Natur.

– Honorare werden entweder überhaupt nicht oder in nicht angemessener oder lächerlicher Höhe gezahlt.

Leider haben wir oftmals am eigenen Leib erfahren müssen, dass nominell gemeinnützige Institutionen nicht im Sinne von afrikanischen Menschen handeln, obwohl dies ja eigentlich doch ihre „Geschäftsgrundlage“ darstellt.

 

Den Fokus möchten wir daher auf das Phänomen der Scheinhilfe legen und deren für uns persönlich fragwürdigen Merkmale. Häufig ist es so, dass Projekte für Menschen der Schwarzen Community angeboten werden, man diese jedoch in der Community nicht wahrnimmt, da die Informationen die Betreffenden nicht erreichen oder nur bruchstückhaft an den entscheidenden Stellen ankommen. Wir als Schwarze sind dann überrascht, wenn solche Projekte angeblich in unserem Sinne durchgeführt werden, in unseren Reihen aber vorher niemand von diesem Event etwas wahrgenommen hat. Unverständlich ist uns zunächst sowieso, wieso solche Projekte in den häufigsten Fällen von solchen weißen Menschen initiiert werden, denen der persönliche Zugang zu den Communities fehlt. Häufig wird der Weg in die Community vorher über eine gut bezahlte Schwarze Vermittlungsperson geebnet, die dann den Kontakt zu den Betroffenen herstellt.

An diesem Punkt stellt sich uns meist die Frage, woher das Interesse von communityfremden Menschen rührt, einer bestimmten Gruppe oder Gemeinschaft unbedingt helfen zu wollen? Ist es eine Art Helfersyndrom? Sieht man sich als „Retter“ und moralisch höherstehendes Wesen? Will man eventuelle aus einem Schuldgefühl heraus, früheres Fehlverhalten wieder gutmachen?

 

Dies sind durchaus relevante Fragen, die zu fragen sich nicht jeder traut, da dies als politisch nicht korrekt angesehen wird. Doch Tabus sind unnötig. Hilfe darf nie instrumentalisiert werden, sondern darf nur dazu dienen, wozu sie nötig ist: Um zu helfen.

 

Wer also sind die Menschen, die sich auf diese Stellen beispielsweise bei NGOs bewerben und diese Projekte ausführen? Als problematisch erachten wir nicht unbedingt die Tatsache, dass diese Menschen weißsind, sondern viel mehr die fehlende Präsenz ausgebildeter SchwarzerMenschen, welche diese Posten bei gleicher Qualifikation durchaus ebenfalls ausfüllen könnten – und vor allem auch sollten. Die fehlende Kooperation mit der genannten Gruppe erachten wir deshalb als fragwürdig. Wenn in einem Scheinhilfeprojekt Schwarze Menschen mitarbeiten, ist es interessant zu beobachten, welche Funktionen sie ausführen und wofür sie bezahlt – oder nicht bezahlt – werden.

Was sind die Motive dieser Unterstützungsprojekte? Von wem werden sie geleitet? Was passiert mit den Geldern? Und am wichtigsten: Wer profitiert wirklich davon? Wem nützt es? Cui bono? (lat.: wem zum Vorteil)

 

Fazit: Schwarze Organisationen sehen sich so immer in ein Abhängigkeitsverhältnis gedrängt, da durch die oben genannten Strukturen Projekte nur mittels Spenden des weißen Teiles der Bevölkerung umgesetzt werden (können). Somit erscheinen weiße Menschen immer in Rolle des Retters, ob gewollt oder nicht. Für das Schwarze Selbstbewusstsein nach dem offiziellen Ende der Kolonialzeit ist das eher ein „Bärendienst“. Gut gemeint ist eben nicht immer gut gemacht. „Hier werden Sie geholfen!“ kann man da nur noch sarkastisch seufzen. Der Zynismus kommt dann später…

 

 

Noomi

und   Lysania ( Spokenword artist)

Der Umgang mit dem Tod bei Ghanaern und die Nachlassregelung

Sie ist 40 Jahre, als ihr Vater mit 70 Jahren verstirbt. Er ist damit plötzlich in einem anderen Leben. Da ihr Vater gebürtig aus Ghana kommt, läuft seine Beerdigung anders ab als bei den Deutschen. So hat es sich Ihr Vater immer gewünscht. Geld hat ihr Vater nicht hinterlassen, geschweige denn eine Lebens- oder Risikolebensversicherung abgeschlossen. Sie ist wütend und traurig. Ein wundervoller Mensch wurde ihr durch das Schicksal genommen. Jedes Mal, wenn sie einem älteren Mann begegnete, der so alt sein könnte wie ihr Vater, fragte sie sich, ob er wohl Kinder hat. Falls ja, werden diese dann ebenfalls Schwierigkeiten haben, seine Beerdigung zu finanzieren?

Die im Ausland in der Diaspora lebenden Ghanaer wollen in der Regel, dass ihr Leichnam nach Ghana zurück gebracht wird, dort wird anlässlich der Heimkehr des Toten ein großes Fest gefeiert. Die Trauernden begegnen der ganzen Sache mit einem lachenden und weinenden Auge. Zum einem, weil der geliebte Mensch nun nicht mehr unter den in dieser Welt Lebenden weilt. Zum anderen wegen der Freude, den Verstorbenen im Himmel später wieder zu treffen. Ghanaer glauben nämlich an ein Leben nach dem Tod.

Falls der Verstorbene nicht nach Ghana gebracht wird, muss dieser Tradition folgend eben ein großes Fest in Deutschland organisiert werden. Bis zum Beerdigungstermin wird der Tote in der Kältekammer aufbewahrt. In Deutschland darf eine Leiche nur für ungefähr eine Woche in dieser Form konserviert werden. Generell dauert die Beerdigungszeremonie selbst mehrere Tage.

Verwandte in Ghana und in der Diaspora müssen, im Falle des Todes im Ausland natürlich ebenfalls informiert werden. Es muss auch dafür gesorgt werden , dass die Verwandtschaft aus dem Ausland in der Nähe des Beerdigungsortes untergebracht werden .Je mehr Gäste zu der Beerdigung kommen und je aufwendiger die Beerdigungszeremonie ist, desto höher ist das Ansehen der Familie in der ghanaischen Community.

Ghanaer investieren demzufolge eher sehr viel Geld für einen Verstorbenen als dieses Geld  in ihrer eigenen Lebenszeit anderweitig zu verwenden.

In Loving Memory Maame Dufie

Noomi

Die Gelegenheit

Jeder hat die Macht, die Welt zu verändern. Es ist zu spät, um pessimistisch zu sein. Jetzt ist es an der Zeit, zu handeln, denn Handeln macht Glücklich.

                                                                                                      Zitat: Jane Goodall

Viele Menschen, die ich kennengelernt habe, denken, dass man nichts in der Gesellschaft, in der man lebt. verändern kann. Man sitzt am kürzeren Hebel, man ist kein Politiker oder Millionär. Stattdessen wälzt man sich in seiner eigenen Unzufriedenheit und behält diese nicht für sich, sondern steckt andere in sozialen Netzwerken damit an. Man nörgelt lieber fast jeden Tag darüber, wie hart es doch   als dunkelhäutiger Mensch sei, in Deutschland zu leben. Man klagt darüber, dass es in Deutschland keinen dunkelhäutigen Polizisten, kaum dunkelhäutige Besitzer von Läden oder Restaurants gibt, ganz zu schweigen davon, dass diese in den Medien nicht repräsentiert werden. Es wird auch darüber geklagt, dass man oft rassistisch angefeindet wird. Diese Tatsachen stimmen zum Teil. Dennoch ist es wichtig zu wissen, dass wir nicht verantwortlich für diese Gegebenheiten sind. Wir haben es uns nicht ausgesucht, Schwarz zu sein. Wir sind auch meist nicht dafür verantwortlich, in welcher Form sich andere Menschen uns gegenüber verhalten.

 

Wir sollten jedoch aufhören, uns nur andauernd über alles und jeden zu beschweren.. Die negative Bewertung der Geschehnisse ist meiner Meinung nach der Ausdruck von unerfüllten Bedürfnissen. Es raubt unnötig Kraft und Energie, daher kann ich nur dazu raten, loszulassen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, nämlich daran mitzuarbeiten, wie wir unsere heutige und zukünftige Gesellschaft sehen wollen. Soziale Netzwerke sind ein tolles Tool, nur sollten wir uns nicht ausschließlich in der virtuellen Welt bewegen, sondern auch verstärkt zwischenmenschliche Beziehungen in der wirklichen Welt hegen und pflegen, denn darin leben wir. In den Austausch mit anderen treten und über die eigene und gemeinsame Unzufriedenheit ernsthaft sprechen und dann eventuell gemeinsam in einer Gruppe eine Lösung zu dem Problem suchen, evtl. auch auf politischer Ebene – das ist wichtig.

Jeder sollte für sich jede Gelegenheit suchen oder nutzen, antirassistische Projekte zu konzipieren. Es ist nämlich oft so, dass es diverse Einrichtungen gibt, die sich als linksorientiert, weltoffen und interkulturell positionieren und vorgeben, antirassistische Projekte zu konzipieren. Dafür erhalten sie auch finanzielle Unterstützung vom Land oder vom Bund. Sie handeln aber oftmals nicht wirklich im Sinne der rassifizierten  Menschen. Diese werden nicht in die Projekte einbezogen oder bekommen aus dem großen finanziellen Topf nur eine ganz kleine Summe. Wenn man sich die Sache anschaut, sehe ich dabei zwei Hauptprobleme: Erstens tun wieder nur Weiße etwas („für die armen, hilflosen Schwarzen“). Das wirkt dann so, als würden Weiße nur helfen, um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen und um sich gut zu fühlen. Das zweite Problem ist gewichtiger: Indem sich nur „die Weißen“ ( die Aufnahmegesellschaft) helfend einbringen, sind „die Schwarzen“ weiterhin auf das Wohlwollen anderer angewiesen (wenn auch meist unbewusst) und bestätigen durch ihre eigene Aktionslosigkeit dann die vorhandenen Vorurteile von Rassisten, die behaupten, Schwarze seien dumm, faul und kriminell und würden die Aufnahmegesellschaft nur ausnutzen, falls sie Migranten seien.

Deshalb rate ich dazu, dort zu handeln, wo andere klagen. Rafft Euch auf! Zeigt, dass diese Vorurteile nicht zutreffen! Und straft die Kritiker so Lügen!

In Widmung an Dr. SEA : http://www.un.org/en/events/africandescentdecade/

Noomi

Respekt

RESPEKT ist ein großes Wort. Respekt ist sicherlich eine Tugend, die in allen Gesellschaftsformen Anklang findet. Viele afrikanische Gesellschaften sind patriarchisch und traditionell geprägt. Hier nehme ich Respekt jedoch meistens nur als Einbahnstraße war. Der Ältere hat nur Anspruch darauf. Häufig wird darauf bestanden, dass dieser mit den Titeln Onkel oder Tante angesprochen wird, auch wenn keine Blutsverwandtschaft besteht. Das erinnert mich an die Zeit der Sklaverei und des Kolonialismus „Ja Massa / Master“. Während der Respekt des Älteren dem Jüngeren gegenüber nicht in den Worten spürbar ist. So haben Höflichkeitsformen wie „bitte“ und „danke“ Seltenheitswert. Ein imperativer Militärton greift hier um sich.

Missverständnisse des Begriffes RESPEKT bestehen auch beim Thema: Pünktlichkeit.

Wir als Skatchteam besuchen seit über sechs Jahren regelmäßig Veranstaltungen der Black-Community und ich unterstreiche zu 100%, dass keine einzige je pünktlich begonnen hat. Das Ganze wird dann noch von Gästen (Nachzüglern) getoppt, die es schaffen kurz vor Ender der Veranstaltung ungeniert einzutreffen, um sich dann am Buffet den Mägen vollzuschlagen und dann noch die Buffetreste mit als Abendessen nach Hause zu nehmen. Dieses Klischee hat sich inzwischen bei mir festgesetzt, da es bisher immer bestätigt wurde. Anders als ein Klischee ist der Mythos, dass in Deutschland alles und alle pünktlich seien. Im November 2018 legte Kai Brüggemann seinen Vorstandsposten als Fahrplanchef der Deutschen Bahn nieder, da er die vorgegebene Pünktlichkeitsquote in Höhe von 82% bei Fernzügen mit 10,2 Prozentpunkte verfehlte, denn unter seiner Verantwortung wurde nur eine Quote in Höhe von 71,8% erreicht. Tatsache ist: in allen Fällen, haben regelmäßige Verspätungen Konsequenzen.

Der Veranstalter zeigt seinen geladenen Gästen keinen Respekt, wenn er Jahr für Jahr seine Veranstaltungen verspätet startet. Die verspäteten Gäste zeigen dem Veranstalter keinen Respekt, indem sie zu spät erscheinen. Das eigentliche Ziel (ein positiveres Bild von Schwarzen Menschen zu zeigen) wird durch diese Verhaltensweise gerade nicht erreicht. Es entsteht ein Imageschaden. Weiter wenden sich die ranghohen Entscheidungsträger dann lieber anderen Communities zu. Heißt: Veranstaltungen der Black-Community werden in Zukunft weniger bis gar nicht mehr supportet. Unpünktlichkeit bietet keine Vorteile, sondern führt eher zu Schäden, angefangen von hohen Vertragsstrafen bis hin zu existenzbedrohenden Kündigungen. Respekt gegenüber andern und Selbstachtung gehen durch diesen schlechten Charakterzug verloren. Auch die Begründungen für die Verspätungen sind nicht gerade originell. Häufig beleidigen sie sogar die Intelligenz des Gegenübers. Man stelle sich vor, es würde auf diese Weise so vor seinem Arbeitgeber argumentiert -nachdem man zuvor bereits wegen Unpünktlichkeit abgemahnt wurde – oder bei der Arline, bei der man das teure Flugticket gekauft, und seinen Flug wegen Unpünktlichkeit, verpasst hat.

RESPEKT klingt schon fast nach einem martialischen Begriff, also lasst uns damit anfangen respektvoll miteinander umzugehen.

 

Murdoch MacCunningham

Was ist meine Identität?

In Deutschland gilt das biologisch-kulturelle Staatsbürgerschafts-Konzept, es meint eine Gruppe von Menschen, welche eine gemeinsame Kultur und Geschichte haben. Bis 2000 galt ius sanguinis, dies bedeutete, das man ein Recht auf eine deutsche Staatsbürgerschaft hat, sofern ein Elternteil deutscher Staatsbürger ist. In Frankreich, USA und Großbritannien dagegen gilt ein andere, nämlich das politische. Die Identifikation geschieht hier durch Teilhabe am demokratischen und liberalen politischen System. Hier gilt auch Lus Soli, was bedeutet, dass die Staatsbürgerschaft dadurch erlangt wird, dass man in dem Land geboren wird, ferner davon, welche Staatsbürgerschaft die Eltern besitzen.

Es gibt offensichtliche, objektive Merkmale, durch die eine kulturelle Identität konstruiert wird, etwa die Sprache, Rasse, Tradition und Staatsbürgerschaft. Wie jedoch liegt der Fall, wenn die kulturelle Identität anders empfunden wird als die der Eltern?

Die  generationenbezogene Perspektive der Familie verstehen sowie den deren Einfluss auf meine eigene Person – wie soll das funktionieren? Im Rahmen meines Studiums habe ich gelernt, dass das Erstellen eines Genogramms Abhilfe verschaffen kann. Ein solches umfasst sehr viel mehr Punkte als ein bloßer Familienstammbaum, denn es wird alles Bedeutsame zueinander in Beziehung gebracht. Hierbei geht es darum, Dinge und Ereignisse seiner eigenen Vergangenheit und Gegenwart und deren Einfluss auf die Persönlichkeit zu verstehen. Das bedeutet nicht nur, Geschehenes lediglich zu akzeptieren und zu verstehen, es bedeutet auch, nicht mehr länger darüber zu schweigen und es nicht mehr stillschweigend hinzunehmen. Lebe ich ein Leben, das ich führen möchte oder leben ich nach einem Muster, das sich bei vielen Menschen und in vielen Leben wiederholt: Schule, Ausbildung, Beruf, Liebesbeziehungen, Eigenheim, Kinder, Tod? Die Suche nach sich selbst, seiner eigenen Identität kann jede Menge Fragen aufwerfen. In der Regel können dadurch neue Erkenntnisse über sich selbst erlangt werden. Die Suche kann für den Suchenden natürlich auch seelischen Schmerz bedeuten. Verwandtschaftliche Beziehungen in Hinblick auf Krankheiten, Verhaltensweisen und berufliche Hintergründe können jedoch auch geklärt werden.

Das eigene Verhalten, durch die Erziehung der Eltern geprägt, kann besser verstanden werden. Diese wurden gegebenenfalls unter völlig anderen soziokulturellen und historischen Bedingungen geprägt, als sie in der Gesellschaft vorherrschen, in der sie gegenwärtig leben (z. B. Deutschland). Ein solches Verständnis der Verhaltensweisen der Eltern zu erlangen kann dazu verhelfen, Aufklärung über seine eigenen inneren Konflikte und Widersprüche zu erlangen oder sie auch zu lösen. Ein Beispiel hierzu: Meine Mutter hat mich immer gezwungen, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen, nicht, weil sie mich damit bestrafen wollte, sondern weil sie selbst aus einem Land stammt, in dem die Einwohner mehrheitlich daran glauben, wenn man jeden Tag zu Gott jeden und jeden Sonntag in die Kirche geht, dann „erhält“ man ein erfülltes Leben (durch Gott, durch das Schicksal). Auch über familiäre Tabu Themen, wie beispielsweise Krankheiten, Alkoholismus, häusliche Gewalt etc. Durfte nicht darüber gesprochen werden

Ich musste immer wieder feststellen, dass sich meine kulturelle Identität permanent verändert hat. Die Identität wird durch den Kontext beeinflusst, ob ich es will oder nicht. Das Grundbedürfnis jedes Menschen ist es jedoch, eine Identität zu haben.

Noomi

 

 

 

Problembär

Hat jedes Kind dieselben Voraussetzungen, in Deutschland eine gute Bildung zu erhalten?

 

Er spricht laut: „Nichts gegen Dich, aber ich möchte, dass meine Kinder auf eine Schule gehen, auf die nicht so viele ausländische Kinder gehen. Ich meine, damit sie richtig Deutsch lernen und auch gefördert werden. Wir möchten auch schnellstmöglichst vom Essener Norden in den Süden ziehen“. Ich antworte: „Ich verstehe nur zu gut, was Du meinst. Aber findest Du nicht, dass irgendwas an dem Schulsystem selbst falsch läuft? Genauer gesagt, jedes Kind hat hierzulande gleichermaßen Anspruch auf gute Bildung, egal ob ohne oder mit Migrationshintergrund. Es besteht in Deutschland ja auch Schulpflicht, mit vielen Unterstützungsangeboten für alle Schüler. Wie kann man also behaupten, dass das eigene Kind keine gute Bildung erhalten würde, falls der Ausländeranteil der Schule sehr hoch wäre? Denkst Du vielleicht, es wäre besser, wenn deutsche Schulen „ethnisch rein“ bzw. *biodeutsch blieben?

Er antwortet: „Finde ich schon!“ Ich antworte darauf nicht mehr und frage mich gleichzeitig, was einen solchen Menschen (den Problembären in unserem Beispiel) dazu gebracht hat, so zu denken? Welche Erfahrungen, Ängste oder Vorurteile (eigene oder die von anderer Menschen) mögen seinen Standpunkt derart unflexibel gemacht haben?

Die Zahl der Kinder mit Migrationshintergrund der Stadt Essen und im Ruhrgebiet ist in den letzten Jahren in der Tat enorm gestiegen, siehe dazu https://www.waz.de/staedte/essen/jede-fuenfte-essener-grundschule-mit-ueber-75-prozent-migranten-id213443225.html oder https://www.metropoleruhr.de/regionalverband-ruhr/regionalstatistik/bevoelkerung/nationalitaeten.html.

Wie können die Stadt Essen und andere Städte im Ruhrgebiet mit ihren bestehenden Bildungseinrichtungen und Institutionen diesen Zustrom von neuen Schülern bewältigen? Viele Lehrer sind während ihres Studiums auf so eine Situation überhaupt nicht vorbereitet worden. Interkulturelle Konstrukte im Zusammenhang mit Unterricht haben sie oft weder gelernt noch haben sie sie vernünftig üben können. Geschweige denn, den Umgang mit Menschen, die wenig Deutsch sprechen und anders sozialisiert wurden. Auch ist es mittlerweile so, dass das Bildungsniveau im Essener Süden als besser erachtet wird als im Norden von Essen. Die sozial Schwachen und die sogenannten Ausländer zieht es in den Essener Norden, sehr oft aufgrund von günstigeren Mietpreisen. Oder die Ausländer werden in den Essener Norden abgedrängt, weil es woanders leider noch viele Biodeutsche gibt, die keine Ausländer als Nachbarn akzeptieren. Wobei viele Angehörige der Mittelschicht sowie Besserverdienende ohnehin schon im Essener Süden ansässig sind. Meiner Meinung nach müsste man das Bildungsniveau also stadtübergreifend verbessern. Dies könnte „Enklaven“ bzw. Segregation von ethnischen Gruppen in Parallelgesellschaften verhindern. Die Eltern müssten trotz Sprachbarriere in den regelmäßigen Austausch mit der Schule einbezogen werden, Verständigungsprobleme kann man irgendwie lösen, sofern beide Seiten das wollen. Und dass das nötig ist, daran besteht ja kein Zweifel, schließlich geht es hier nicht bloß um irgendein parteipolitisches Projekt, sondern um das Schicksal und die Zukunft unserer Kinder. Das Lehrpersonal und andere Fachkräfte müssten also in Hinsicht auf interkulturelle Beziehungen besser geschult werden. Wichtig ist, sich auch als Elternteil darauf einzulassen, dass es den „interkulturellen Sturm“ in Deutschland gibt, der auch die Bildungslandschaft durcheinander wirbelt…

Noomi

Unverschämte Fragen auch mal schlagfertig beantworten

Menschen die auf dem ersten Blick „nicht Deutsch aussehen“, werden oftmals bei ihrer ersten Begegnung mit Fremden mit merkwürdigen Fragen oder Aussagen konfrontiert. Hier sind ein paar „Sahnestückchen“ womit ich persönlich täglich konfrontiert werde und im Bekanntenkreis mitbekomme, die mich mittlerweile total nerven:

1.  „Sie sprechen ohne Akzent Deutsch?“

Mein erster Gedanke: Soll ich nicht stolz darauf sein, das ich eine Sprache des Landes beherrsche, in dem ich lebe? Außerdem gibt es auch in Deutschland verschiedene Dialekte. An denen erkennt man meistens schnell, aus welchem Landesteil jemand stammt, und „Deutsch“ ist nicht gleich „Deutsch“, man wird also in Deutschland auch als Deutscher nicht überall gleich gut verstanden. Die Sprache der Medien ist Hochdeutsch und allgemein verständlich. Ein Kompliment ist diese Aussage nicht, Dankeschön.

 2.  „Sind Sie zur Schule gegangen?”

Meine Reaktion: In Deutschland herrscht Schulpflicht, deshalb verstehe ich diese Aussage nicht. Wieso also sollte ich nicht zur Schule gegangen sein? Weil ich fremdländisch aussehe? Gehen Ausländer in ihren Heimatländern nicht zur Schule? Und wenn sie hier leben – Müssen ausländische Kinder hier etwa nicht die Schulbank drücken?

3. „Sind Ihre beiden Eltern dunkelhäutig?”

Stöhn. Spielt das denn bei der ersten Begegnung eine Rolle? Ich habe Eltern, die noch leben, das ist für mich wichtig. Ach übrigens, liebe biodeutsche (weiße?) Fragesteller: Sind Ihre beiden Elternteile weiß?

Kennen Sie vielleicht die ziemlich aktuellen Untersuchungen in den USA darüber, wer da alles so in der Ahnenreihe von hellhäutigen Personen auftauchen kann…? Man mag es kaum glauben.

4. „Wann gehen Sie zurück in Ihre Heimat?”

Gar nicht. Ich bin doch schon in meiner Heimat-

 5. „Gefällt es Ihnen gut in unserem Land?”

Ja, Ihnen auch?

6. „Hier ist es besser als in Ihrem Land oder?”

Von welchem Land sprechen Sie überhaupt? Das hier ist  auch mein Land. Möglicherweise kam ich mit meinen Eltern. aus dem Ausland nach Deutschland, aber womöglich wurde ich auch hier geboren. Erstaunlich – woher wollen Sie wissen, dass ich nicht in Deutschland geboren wurde? Habe ich noch ein Herstellungsetikett „Made in…“ auf der Stirn kleben?

7. „Sieht Ihr Partner aus wie Sie?”

Ist es nicht erst einmal wichtig, dass man seinen Partner oder seine Partnerin gefunden hat? Was spielt die Hautfarbe dabei für eine Rolle?

8. „Woher aus Afrika kommen Sie?”

Nicht jeder der dunkelhäutig ist, kommt aus Afrika. Oder sind alle Weißen auf dieser Welt Deutsche?

9. „Verstehen Sie, was die Schwarzen in ihren Heimatsprachen sagen?“

Nein! Warum sollte ich das wissen? Es gibt Tausende verschiedene Sprachen auf dem afrikanischen Kontinent. Verstehen Sie etwa Französisch, Niederländisch oder eine andere beliebige europäische Sprache mit deren unterschiedlichen Dialekten, nur weil Sie ein Weißer sind und so aussehen wie viele andere Europäer?

10. „Wenn Sie Kinder haben sollten, welche Sprache werden Sie Ihnen beibringen?”

Die Sprache, die ich am besten beherrsche. Doch das können Sie ruhig mir überlassen, welche Sprache ich meinen Kindern beibringen würde.

12. „Wie lange bist du Hier? Ich meine in Deutschland mit deinen Eltern?“

Schon eine ganze Weile. Wieso?

13 .„Fühlen Sie sich eigentlich Deutsch?”

Wie soll ich mich denn als Deutsche fühlen? Wie fühlt man „deutsch“? Oder meinen Sie den Schauer, der einem den Rücken hinunter läuft, wenn man die Schwarz-Rot-Goldene Fahne sieht und die Nationalhymne hört? Eventuell aber auch Stolz wegen des Holocausts? Oder sollte ich vielleicht nicht doch besser Scham verspüren, weil ich  mich Deutsch fühle. Oder mich als Teil der deutschen Gesellschaft sehe?

Mir ist es einfach wichtig, meine Meinung über solchen offensichtlichen Schwachsinn zu äußern. Das ist für mich übrigens eine Grundlage für Gelassenheit. Mittlerweile versuche ich ernsthaft, mich nicht mehr darüber zu ärgern. Mit dem Hintergrund  das  ich noch eine Weile in Deutschland leben will. Falls derartige Fragen keine böswillige Absicht sind, sprechen sie weder für den Bildungsstand der einheimischen Bevölkerung noch für das deutsche Bildungssystem und dessen Inhalte, und auch nicht für  die Offenheit für etwas Neues.

Noomi

Business Strategien für junge Migranten

Ich traf die Buchautorin Esther Samson in der U-Bahn und wir tauschten uns über unsere aktuellen Projekte aus. Ich berichtete, dass wir für das Afrika Ruhr Festival 2018 einen Workshop vorbereiteten. Dort sollten die Teilnehmer über das Brettspiel CASHFLOW auf spielerische Weise in die Themen Finanzen und Investitionen eingeführt werden und so für die Ökonomie sensibilisiert werden. Esther fand diese Idee so ansprechend, dass sie mich bat, auf der von ihr veranstalteten Vortragsreihe (Silent University in Mülheim an der Ruhr), darüber zu referieren. Sie stellte mir die Nebenbedingungen, dass ich in 20 Minuten jungen Migranten verschiedene Aspekte und Gründe aufzeigen sollte, warum eine mögliche Selbstständigkeit eine Alternative für sie darstellen könnte, um in der Gesellschaft Fuß zu fassen. Ich muss zugeben, dass es schon sehr herausfordernd war. Esther Samson und Augustina Nyarko sprachen in ihren Vorträgen über den Aufbau eine Kleingewerbes und Kreativität als Business Strategie. Als Schlussredner gab ich den Zuhörern praktische Tipps, die kostenlos und direkt umsetzbar sind. Außerdem führte ich praktische Beispiele an. Schon vorher, aber insbesondere beim Erstellen meiner Folien kamen mir viele Gedanken, die es galt entsprechend einzuordnen. So bietet eine Selbstständigkeit für Migranten, abseits von der Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen, die Möglichkeit, eine Chance zu ergreifen und sich in der Gesellschaft zu integrieren. Eine Selbstständigkeit ist mit viel Verantwortung, Mut und Know-how verbunden. Gewisse Eigenschaften sollten gegeben sein, bevor man sich in eine Selbstständigkeit wagt, und das gilt nicht nur für junge Migranten! Als erstes sollte sichergestellt werden, dass man mit sich und seinem Privatleben im Reinen ist, denn eine Selbstständigkeit kann gerade in den Gründungsjahren ein 24-Stunden-Job sein. Nebenkriegsschauplätze wie Ehekrisen, private Schulden oder Konflikte mit dem Gesetz sind einem Projekt wie einer Selbstständigkeit in keinster Weise zuträglich. Ein weiterer Punkt ist, dass man ständige Bereitschaft aufzeigen muss sich weiterzubilden (es geht hier nicht um eine formelle oder akademische Aus-bzw. Weiterbildung). Das fängt beim täglichen Zeitungslesen an und hört bei internationalen Messebesuchen auf. Als drittes geht es auch darum die Denkweise eines Unternehmers zu adaptieren und entsprechend zu handeln. Hierzu führte ich das Beispiel des komparativen Kostenvorteils an. Bei diesem geht es darum, dass handelnde Marktakteure sich ausschließlich auf die Herstellung der Produkte oder Dienstleistungen konzentrieren, die sie am besten produzieren können und letztendlich mit anderen Marktteilnehmern tauschen. Dadurch gewinnen alle und es entsteht Wohlstand. Der Handel wird gesteigert, die Produkte werden günstiger, die Versorgung wird dadurch besser etc. Die Verantwortung, die mit einer Unternehmensgründung verbunden sind, sollten insbesondere für Migranten, die aus diversen Gründen über den Arbeitsmarkt nicht vermittelt werden können, als Alternative oder gar als Vorteil gesehen werden. Die Hürden für eine Unternehmensgründung können geringer sein, als die für den Arbeitsmarkt. Der Unternehmer schafft möglicherweise Arbeitsplätze und zahlt Einkommens- und Gewerbesteuern. Er bildet aus und versorgt die Menschen mit seinen Produkten und Dienstleistungen. So benötigt man ein abgeschlossenes Medizinstudium, um Arzt zu werden, während für den Bau einer Klinik kein Studium erforderlich ist. Auch bei diesem Beispiel zeigt sich der Multiplikator. Während der einzelne Arzt hypothetisch 24 Stunden am Tag arbeiten könnte, hat der Klinikgründer die Möglichkeit 100 Ärzte, die 24 Stunden arbeiten anzustellen. Darüber hinaus Pflegepersonal, Reinigungskräfte und alle Menschen, die in der Arbeit im Krankenhausbetrieb involviert sind. Kranke Menschen werden besser versorgt, es entstehen neue Arbeitsplätze, die Angestellten zahlen Steuern und Sozialbeiträge und sollte die Klinik Gewinn abwerfen, so werden auch wieder Steuern fällig, die dem Staat zugutekommen. Kurzum: ein Unternehmer leistet einen Dienst an der Gesellschaft, er stiftet ihr einen Nutzen und von daher werden Unternehmer auch in manchen Fällen bessergestellt als Angestellte. Unternehmer sind keinesfalls bessere oder schlechtere Menschen als Angestellte. Es geht vielmehr darum, jungen Migranten, die gerne arbeiten, es aber nicht dürfen oder können, eine alternative Perspektive zum klassischen Arbeitsmarkt aufzuzeigen.

Junge Migranten haben sicherlich auch Ideen aus ihrer alten Heimat mitgebracht, die -wenn man sie umsetzt- für unsere Gesellschaft einen Mehrwert darstellen können. Wenn Sie sich als Erfolg herauskristallisieren, dann hätten wieder alle gewonnen und somit hätten wir alle etwas gemeinsam, und zwar den Gewinn.

Im Anschluss der Vorträge folgte eine Podiumsrunde mit den drei ReferenInnen und einem Vertreter der Mülheimer Wirtschaftsförderung. Last but not least das auch noch vervollständigte Herr Oman, ein im Irak geborener und aufgewachsener Amerikaner, der in Mülheim an der Ruhr mittlerweile zwei Lebensmittelläden betreibt. Sie alle stellten sich den Fragen der rund 50 Gästen.

Grundsätzlich ist die Sensibilisierung für das Thema Finanzen und alles was damit verbunden ist ein Thema was weitere Kreise ziehen sollte. Was in Schulen oder im Wirtschaftsstudium vermittelt wird ist in den meisten Fällen für die Praxis (sowohl privat als auch beruflich) unzulänglich.

Bill Gates, Steve Jobs und Mark Zuckerberg haben die Universität abgebrochen. Sie sind jedoch erfolgreicher als alle hochrangigen Wirtschaftsprofessoren dieser Welt. Um solche Imperien zu gründen bedarf es in jedem Fall exzellente Kompetenzen und Qualifikationen, diese müssen in keinem Fall formeller Natur sein. Eine gute Nachricht für alle, die dieser Gesellschaft dienen möchten.

  Murdoch MacCunningham

Das Empfinden und das Dasein mit der Welt teilen

Zum ersten Mal in diesem Jahr konnte die Spoken Word-Künstlerin Lysania im Rahmen ihres Projektes „Erzähl mir im stillen Raum“ die drei interessanten Referentinnen Anna Afolabi, Clarisse Akouala sowie Lydia Soltoca für ihr Projekt gewinnen. Die Veranstaltung fand im Zentrum Essens im Atelierhaus statt. Der Räumlichkeit, in einem eher kalten und sterilen städtischem Umfeld, wurde durch schöne Beleuchtung, leiser Musik und leisem Glöckchengeklingel als Ankündigung der einzelnen Geschichten die Atmosphäre eines New Age Charakters  verliehen. Diese Atmosphäre war sehr angenehm und, die Vorträge authentisch und interessant. Jede Teilnehmerin erzählte eine prägnante 15minütige Geschichte aus ihrem Leben.

Lydia

 

Die erste Erzählerin Lydia mit polnischen Wurzeln trug eine beeindruckende Geschichte aus ihrer Kindheit im Jahre 1984 vor, die durch ihren Lieblingsroman „Die zwei Monddiebe“ geprägt war. Darin geht es um zwei Jungs, die von zuhause weggelaufen sind, mit dem Ziel, den Vollmond zu stehlen, um nicht mehr arbeiten zu müssen. Die Beiden merken rasch, dass man den Mond nicht stehlen kann und kehren nach Hause zurück. Seitdem sind aus ihnen verantwortungsvollere und hilfsbereite junge Leute geworden. Die Hauptrollen in der späteren Verfilmung als Kindermärchen spielten die Zwillingsbrüder Lech Kaczyński und Jarosław Aleksander Kaczyński. Lech Kaczyński war bis zu seinem Tod am 10. April 2010 Präsident des Landes Polens. Sein Bruder widmete sein Leben ebenfalls der politischen Karriere. Die Geschichte und die Zusammenhänge mit der Jugend der beiden polnischen Politiker sind der westlichen Öffentlichkeit nicht allgemein bekannt. Durch Lydias sehr einfühlsame Schilderung, bei der sie mehrmals stark zu Tränen gerührt war, war es als  Zuhörerin begreiflich, wie sehr die Schicksale von Menschen durch andere Menschen beeinflusst werden. Interessant war es  zu erfahren, dass durch das Märchen „Die zwei Monddiebe“ in Lydias Kindheit die Hilfsbereitschaft zu einem wichtigen Attribut wurde.

 

Clarisse

Die zweite Vortragende Clarisse Akoula erzählte, dass sie sich bereits während  des Workshops intensiv mit ihrer Biographie und ihrer Familiengeschichte auseinander gesetzt hat. Vieles, was in ihrer Familie passiert ist, hat ihr Einfühlungsvermögen dafür gestärkt, wer sie in ihrer Identität tatsächlich ist. Diese Tatsache gibt ihr in allen Lebenslagen Energie und Kraft.Erfahrungsaustausch und Interaktion sind wichtig für die Menschen und die anderen Personen, denen man  gegenüber steht. Nur müssen beide Gesprächspartner sich darauf einlassen können und wollen, ihr jeweiliges Innenleben nach außen zu spiegeln, was auch bedeuten kann, dass es zu emotionalen Irritationen kommen kann. Man kann sowohl sehr positiv angerührt oder /aber auch verstört werden, was an vielen verschiedenen Ursachen liegen kann. Sprich: wenn Dinge, die in der Vergangenheit zu Verletzungen geführt haben, wieder ausgegraben und dadurch in der Gegenwart erneut präsent werden.An dieser Stelle erinnere ich mich an eine Bemerkung von Clarisse (Teilnehmerin des Projektes): „Ich fühlte mich depressiv und habe mir bei einem Psychiater Hilfe gesucht. Dieser erklärte mir, dass ich keine Depressionen hätte, sondern dass die Dinge, die ich bis jetzt immer in mich hineingefressen hätte, einfach heraus müssten. Das habe ich dann getan, und mir geht es nun gut.“

 

Anna und Lysania

Die letzte Teilnehmerin Anna Afolabi , trug eine beeindruckende Geschichte über ihren Identitätskonflikt vor, der sie in ihrem Leben sehr beeinflusst hat. Ihre Eltern stammen aus Nigeria (Westafrika). Sie selbst wurde in Deutschland geboren. Als sie in die Schule kam, wurde ihr allmählich klar, dass sie eine andere Hautfarbe hatte als ihre Mitschüler. In der nigerianischen Gemeinde, wo sie und ihre Eltern Mitglied waren, musste sie sich damals fragen lassen, warum sie die Sprache ihrer Eltern nicht spräche. Nun aber stand die Frage im Raum: „Bin ich Schwarz oder Weiß, und warum muss ich mich überhaupt entscheiden?“.

 

Zum Schluss der Veranstaltung hatten die Gäste die Möglichkeit, sich von den gehörten Geschichten und auch durch die damit zusammenhängenden sehr atmosphärisch, ansprechend und warmherzig dargestellten Collagen inspirieren zu lassen und sich darüber auszutauschen.

In diesem Jahr habe ich jede Menge Veranstaltungen besucht, woran ich unter anderem auch aktiv teilgenommen und sie teilweise mitgestaltet habe. Ich fand Lysanias Veranstaltung interessant, sie war etwas Anderes, etwas Stilles. Diese Stille gehört dazu, seinem Gegenüber aufmerksamer zu begegnen. Leider ist es oftmals in unserer Gesellschaft so, dass wir keine Zeit haben, uns mit dem Hintergrund von anderen Menschen auseinanderzusetzen und sie auch anzuhören, falls sie darüber sprechen. Aber jede Geschichte ist wichtig und besonders. Sie trägt einen wichtigen Teil zum Großen und Ganzen bei. Dies würde eventuell auch zu mehr Verständnis für die „Flüchtlingsdebatte“ führen und somit auch zu mehr Empathie und Verständnis auf allen Seiten.

Noomi