Der „kleine Unterschied“

Im Zusammenleben von Angehörigen verschiedener Kulturen/Religionen/Ideologien können schon besagte kleine Unterschiede gewaltige Auswirkungen zeitigen, das ist wohl wahr. Mit der Hautfarbe wird man zwar geboren, wir haben jedoch alle dasselbe rote Blut in uns, unser gemeinsames Erscheinungsbild ist humanoid, und wir können uns untereinander fortpflanzen – beste Voraussetzungen also, um diesen Planeten miteinander zu teilen und zu bevölkern. Eigentlich. Aber es kann ja aber der Ruhigste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Dessen Persönlichkeit mag zwar durchaus einmal von diversen Traumata sowie eigenen Erfahrungen und Erlebnissen zum Negativen hin beeinflusst worden sein, wodurch sein Charakter und sein moralischer Kompass Schaden genommen haben. Dies wäre alles noch verständlich, solange es sich im gesellschaftlich akzeptablen Rahmen bewegt und niemand anderes ernsthaft zu Schaden kommt. Schließlich sind wir alle nur Menschen. Gut gemeint ist jedoch nicht immer gut gemacht… Doch die verheerenden Auswirkungen von Indoktrination und Propaganda sind meiner Ansicht nach nicht die alleinigen Ursachen für die Exzesse im menschlichen Miteinander. Uns fehlt es auch an Visionen, an langfristigen Strategien für die Existenz späterer Generationen der menschlichen Rasse. Niemand würde sich nämlich heutzutage ernsthaft einer Aufgabe widmen, deren Ausführung Jahrzehnte, vielleicht sogar Jahrhunderte in Anspruch nähme und von deren Auswirkungen niemand mehr von den heute Lebenden profitieren könnte. Ironischerweise gab es in der TV-Episode „Platos Stepchildren“ der US-Science Fiction-Serie „Raumschiff Enterprise“ (heute besser unter Star Trek bekannt) den „ersten Filmkuss zwischen einer schwarzen Frau (Nichelle Nichols) und einem weißen Mann (William Shatner)“. Deren Schöpfer Gene Roddenberry nahm den Eine Welt-Gedanken schon in den sechziger Jahren vorweg. Roddenberry war sich der Problematiken durchaus bewusst. Doch dieses „interrassische Intermezzo“ war damals ein Skandal sondergleichen. Der institutionalisierte Rassismus und speziell der Fanatismus des Ku Klux Klan wandten sich massiv gegen diese angebliche schwarz-weiße „Rassenschande“. Die Tatsache, das die nichtmenschliche Antagonisten-Alienrasse der feindlichen Klingonen wenig subtil auf „die bösen Russen“ (ändern sich die Zeiten eigentlich überhaupt jemals?) gemünzt war, war dabei eher von untergeordneter Bedeutung und ging fast unter. Für mich auch, denn um sowas hab ich mich zu den Zeiten noch nicht gekümmert. Die Ironie am Rande, Teil 1: Noch heute diskutieren die Fans ja darüber, ob besagter Kuss zwischen „Captain Kirk“ und seiner „Kommunikationsoffizierin Leutnant Uhura“ tatsächlich stattgefunden hat oder doch nur angedeutet wurde. Für die heftigen Reaktionen darauf und die langfristigen Folgen jedenfalls war diese Frage unerheblich. Das „der kleine Unterschied“ immer noch das Potential hat, für Unruhe und Schlagzeilen zu sorgen… Da kann man schon ins Grübeln geraten und sich fragen, ob die Menschheit als solche überhaupt schon reif ist. Die Entwicklung der verschiedenen Kulturen auf dem Globus zu dem, was man globale Einheit und geeinte Menschheit nennen könnte, braucht eben leider auch ihre Zeit. In der SF gibt es dafür die Bezeichnung „Terraner“. Damit ist ein globales (bzw. interplanetares & -stellares) Volk gemeint, das seinen Ursprung auf den dritten Planeten der Sonne Sol (Terra, lateinisch für Erde) zurückführt. Diese Art von Globalisierung fällt nicht vom Himmel. Von oben herab anordnen läßt sich sowas auch nicht – es sei denn, man bestraft Abweichler von der reinen ideologisch oder religiös politisch-korrekten Lehre, indem man sie aus der menschlichen Gemeinschaft ausstößt und zu Parias erklärt. Die Farbe unserer Haut ist zwar das, was wir am wenigsten (nämlich gar nicht) ändern können, doch gleichzeitig ist sie auch der allerunwichtigste Unterschied zwischen uns allen. Ironie am Rande, Teil 2: Kleinen Kindern ist das noch alles schnurzegal, die interessieren sich weder für Hautfarbe noch für Ideologie oder Religion. Niemand wird als Rassist geboren (auch kein Weißer), man wird dazu gemacht. Ironie am Rande, Teil 3: „Weiße“ legen sich in die Sonne oder auf die Sonnenbank, um „knackig braun“ zu werden, gleichzeitig werden aber Leute, die von Natur aus keinen hellen Teint haben, diskriminiert. Willkommen in der wunderbaren Welt der Logik!

P. S.: In einer der neuen Star Trek-Serien nennen die (blauhäutigen) außerirdischen Andorianer die Menschen übrigens „Pink skins“…

Dietmar Doering

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