Der Einfluss der Religion auf die westafrikanische Kultur

Mittlerweile ist es auch auf dem afrikanischen Kontinent des 21. Jahrhunderts zur Normalität geworden, ohne Trauschein schwanger zu werden.

Für den durchschnittlichen afrikanischen Bürger ist diese Lockerheit jedoch ein Tabu. Dem liegt die Tatsache zugrunde,  das viele Menschen aus Afrika  sehr streng religiös aufgewachsen sind und nach den Dogmen der Bibel  leben (müssen). Von den Erfordernissen der ursprünglichen Traditionen der verschiedenen Ethnien einmal ganz abgesehen. Darunter fällt auch, dass man als afrikanische Frau standesgemäß heiratet und  dann in der Regel Mutter wird. Frauen, die jedoch unehelich schwanger geworden sind,  haben es nicht leicht.  Was passiert, wenn man die Regel bricht?

In den meisten Fällen ist es so, dass  man als Mitglied einer Gemeinde  als Konsequenz daraus aus der jeweiligen afrikanischen Kirchengemeinde ausgeschlossen wird  – sozusagen eine lokale „Exkommunikation light“.  Hat die „Sünderin“ Glück und ihre Gemeinde einen guten Tag, muß sie während der  Gottesdienste vielleicht nur  für eine Weile in der hintersten Reihe sitzen. Gehört eine Afrikanerin nicht einmal zu einer Gemeinde,  wird sie von ihrer Community verspottet und man spricht schlecht über sie. Frauen, die hier aufgewachsen oder geboren sind, sind  sehr oft  mehr und anderen Problemen ausgesetzt als deutsche  Frauen, unter anderem auch wegen den oben genannten religiösen  Faktoren. Die  Schwierigkeit, hierzulande gleichzeitig der ursprünglichen heimatlichen sowie der deutschen Kultur gerecht werden zu müssen, ist für sich genommen schon keine leichte Aufgabe.  In der eigenen Community  mit der Ausgrenzung nach einem „Sündenfall“ zurecht zu kommen, ist noch eine ganz andere Sache. Hierbei geht es beileibe nicht nur um üble Nachrede, körperliche Gewalt als Bestrafung oder um Isolation – im Extremfall kann es sogar bedeuten, dass sich die betroffene Person das Leben nimmt.

Deshalb ist es wichtig,  dass diese Frau in ihrer ohnehin schweren Lage unterstützt wird. Wer nimmt sich das Recht, so etwas zu beurteilen?  Maßen wir uns an,  uns auf eine Stufe mit Gott zu stellen? Sagt nicht jedes Glaubenssystem, das „der Herr“ auf seine Art immer bei uns, in uns und um uns herum ist? Und wenn er sich nicht selbst beim jeweiligen „Sünder“ meldet und ihn „persönlich“ ermahnt oder bestraft – wer „zum Teufel“ sind denn dann die menschlichen Machthaber der Religionen, das sie den Gläubigen ihre eigenen menschlich-persönlichen Moralvorstellungen und Normen aufzwingen anstatt nur das zu sein, was sie laut göttlichem Willen sein sollen: Lediglich die Boten zwischen Gott und dessen Geschöpfen?   Jeder Mensch macht Fehler, niemand von uns ist unfehlbar. Als Angehörige der afrikanischen Minderheit in Deutschland  ist es für uns doppelt wichtig, das wir füreinander da sind. Wir sollten uns unterstützen anstatt uns gegenseitig zu bekämpfen und mit religiös verbrämten Fanatismus ins Unglück zu stürzen – wohlmöglich noch mit dem Spruch „Gott will es!“ auf den Lippen…

Ich fragte zu der Thematik „ungewollte Schwangerschaft“ auch eine Bekannte von mir. Ihre Antworten  einer persönlich Betroffenen mögen dem geneigten Leser einen kleinen Eindruck von dem vermitteln, was junge Afrikanerinnen in so einer prekären Situation bewegt …  :

Frage:  Wie alt warst du, als du schwanger geworden bist?
Antwort: 21 Jahre.

F.: Wie hat deine Familie darauf reagiert?
A.:  Ich wurde geschlagen.

F.: Hat dich deine Familie unterstützt?
A.:  Ja, das hat sie.

F.:  Wie hat die afrikanische Community reagiert?
A.: Schlecht über mich gesprochen.

F.:  Hast du trotz deines Kindes einen Beruf erlernt?
A.:  Ja, mit der Unterstützung der Familie habe ich zwei Ausbildungsberufe erlernt.  Einmal als Pharmazeutisch-Technische Assistentin, und im Sommer beende ich dann noch meine Ausbildung zur Krankenschwester.

F.:  Was  wünschst du dir von der afrikanischen Community?
A.:  Das sie einen nicht verpönen, wenn man unehelich schwanger geworden ist, sondern einen unterstützen.

Jede Frau wünscht sich eine stabile Partnerschaft, und auch der Wunsch zu heiraten, ist nichts Ungewöhnliches. Eine Heirat als alleinige Voraussetzung, Kinder zu bekommen, ja sogar, um Kinder bekommen zu dürfen, schreibt aber kein heiliges Buch vor. Solche Traditionen entstammen rein menschlichen Moralvorstellungen  – der Schöpfer hat damit nichts zu tun. Es steht auch jedem weiblichen Menschen als Menschenrecht frei, über sein eigenes Leben und sein Schicksal selbst zu bestimmen. Ich will einfach damit sagen, dass jeder Mensch die Konsequenzen für sein Handeln selbst tragen muss, unabhängig davon, ob diese negativ oder positiv sind.

Entscheidet sich eine Frau ohne Ehe für ein Kind, oder wird sie ungewollt schwanger, ist das innerhalb der afrikanischen Community also (leider nicht nur dort!) schnell ein echtes Problem. Ohne einen festen Partner an ihrer Seite, der zu ihr steht und der sie unterstützt, ist sie auch als Mitglied einer Kirchengemeinde gestraft genug.